Bei Radreisen im Harz muss am Anfang eine klare Entwarnung stehen. Natürlich gilt es hier keineswegs, sportliche Höchstleistungen zu erbringen oder gar Gipfel zu erklimmen. Wenngleich es sich um eines der höchsten deutschen Mittelgebirge handelt, sind sämtliche Radwege problemlos zu bewältigen und eignen sich in den meisten Fällen für die gesamte Familie inklusive ungeübter Radfahrerinnen und Radfahrer. Gefahren wird in aller Regel im Osten des Gebirges und somit auf der Seite von Sachsen-Anhalt, da hier die meisten sehenswerten Städte liegen und zudem das „Hinterland“ besonders spannend ist. Auf den Brocken mit seinen 1.141 Meter über dem Meeresspiegel lassen sich Ausflüge unternehmen, wobei man hier das Fahrrad gegen eine Fahrt mit der Dampflokomotive bzw. dem Zug vertauscht. Wer auf dem Goetheweg wandert man rund acht Kilometer ohne dabei Kraxeln zu müssen.
Eine spannende Städtetour durch den Ostharz lockt mit Ausgangspunkt Wernigerode. Die Stadt ist vor allem aufgrund des uralten Rathauses und des Marktplatzes mitsamt der umgebenden Gässchen eine Reise wert und von hier geht es über Ilsenburg mit seinem Kloster aus dem Mittelalter bis nach Halberstadt. Diese Stadt liegt bereits im Harzvorland und bietet sowohl den berühmten Dom als auch das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt mit einem 639 Jahre langen Musikstück, das auf einer eigens zu diesem Zweck gebauten Orgel gespielt und in der ehemaligen Burchardi-Kirche aufgeführt wird. Das Motto lautet dabei „so langsam wie möglich“, was jedoch nicht für die nächste Etappe in Richtung Quedlinburg gilt. An der Bode entlang geht es in eine Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und ebenso wie Halberstadt mit einem berühmten Dom aufwartet. Hier liegt auch Heinrich I. und damit der erste deutsche König begraben.
Von Quedlinburg geht es über Thale und den schönen Kurort Blankenburg wieder nach Wernigerode, wobei Thale einen Hexentanzplatz bietet und zudem die längste Hängebrücke der Welt mit ihren 483 Meter über einer Talsperre hängt. Hier wird allerdings gegangen und nicht geradelt. Auf den Brocken führen diese Radreisen im Harz auch empor – und zwar mitsamt Fahrrad mit der Brockenbahn, um über Schierke wieder den Berg hinunter zu radeln. Zuletzt lockt ein Ausflug in den Westharz, namentlich in die alte Bergbaustadt Goslar mit der berühmten Oberharzer Wasserwirtschaft, die ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Wer lieber an einem Ort verweilt, der ist mit Sternradfahrten ab Wernigerode bestens beraten. Auch hier geht es durch den Ostharz und die Route ähnelt der der Rundfahrt, allerdings mit einem naturgemäß etwas kleineren Radius. Ein Ausflug führt nach Goslar, die alte Kaiserstadt, wo sowohl das Besucherbergwerk Rammelsberg als auch die Altstadt auf dem Programm steht. Der Brocken darf natürlich ebenfalls nicht fehlen, wenn es von Wernigerode in die Höhe geht und auch Quedlinburg steht auf dem Programm. In allen drei Fällen wird eine Etappe mit dem Zug absolviert, was aufgrund der erstklassigen Strecke problemlos möglich ist. Die Wanderung zum Schloss Wernigerode und die Rapunzeltour zum Bismarcktum hingegen, ist auch per Pedes zu erledigen und man freut sich, am letzten Tag nicht noch einmal in den Sattel zu steigen. Alles in allem punktet der Harz auch mit seiner Gastfreundschaft und einer rundum angenehmen Atmosphäre.