Radtouren an der Mosel bieten weit mehr als nur Weinanbaugebiete und historische Stätten. Nur die wenigsten Menschen wissen, dass es sich bei der Mosel um den zweitlängsten Nebenfluss des Rheins handelt. 544 Kilometer schlagen zu Buche, von denen tatsächlich nur der kleinste, wenn auch bekanntere, Teil auf deutschem Territorium liegt. Es lohnen sich aber auch die Passagen durch Frankreich und Luxemburg und zudem sind immer wieder Abstecher, beispielsweise zur Saarschleife möglich. Größere Kreuzungspunkte für Radtouren an der Mosel finden sich erst am Rhein, wenngleich zuvor der Saarland Radweg, der Sauertal-Radweg sowie der Kylltal-Radweg, der Saar-Radweg und die Vulkanroute Eifel abzweigen – um nur einige zu nennen.
Im französischsprachigen Teil ist der Mosel Radweg unter dem Namen Velo Tour Moselle bekannt, wird jedoch nicht durchgehend über eigens zu diesem Zweck gebaute Radwege geführt. Es existieren jedoch zum Überbrücken gut ausgebaute Bahnstrecken, die an den Wochenenden auch grenzübergreifende Verbindungen bieten. Besonders gut angebunden ist Koblenz, wo die Mosel in den Rhein fließt und entsprechend die linke Rheintalstrecke inklusive Fernverbindungen erreicht wird. In Deutschland werden Radtouren an der Mosel durch ein grünes Logo mit weißer Schrift gekennzeichnet und sind daher gut zu finden. Gefahren werden kann sowohl von der Mündung bis zur Quelle als auch in Fließrichtung. Unterschieden wird zwischen der Obermosel, der Mittelmosel sowie der Terrassenmosel oder Untermosel. Hinzu kommt der französische Teil, der geografisch betrachtet ebenfalls der Obermosel zugeordnet werden kann. Charakteristisch für den Flussverlauf sind die zahlreichen Staustufen. Allein 16 Schleusen befinden sich in Frankreich, zwei zwischen Luxemburg und Deutschland und weiter zehn in Deutschland. Grund für deren Vorhandensein ist die Kanalisierung des Flusses zwischen Metz und Koblenz, um die Schiffbarkeit mit Schiffen bis zu 1.500 Tonnen zu ermöglichen.
Los geht es in den Bergen, genauer gesagt in den Vogesen. Der Col de Bussang liegt rund 30 Kilometer nördlich von Belfort, dem Tor zum Burgund und westlich der elsässischen Städte Colmar und Mulhouse. Entsprechend lassen sich Radtouren an der Mosel ohne Probleme ein wenig entfernt beginnen und damit der Osten Frankreichs erkunden. Die Quelle der Mosel markiert indirekt die Grenze zwischen dem Elsass und Lothringen und war zwischen 1870 und 1919 die deutsch-französische Grenze. Der Ort Bussang ist ein Thermalbad und liegt inmitten eines Nationalparks. Die Vogesen prägen allerdings nur auf den ersten Kilometern die Landschaft. Bis Éloyes ist die Strecke hügelig, danach geht es in die Ebene. Éloyes liegt an beiden Ufern des Flusses und biete die Eglise de l’Assomption de Notre-Dame (Kirche zur Himmelfahrt Unserer Lieben Frau) als Sehenswürdigkeit. Deutlich größer ist die 32.000 Einwohner- Stadt Épinal, die gleichzeitig Hauptstadt des französischen Départements Vosges in der Region Grand Est ist. In Épinal wurden bekannte Bilderbögen gedruckt, wovon heute ein Museum kündet und zudem befindet sich ein bekanntes Kunstmuseum in der Stadt. Sehenswert sind auch die Altstadt mit der Basilika Saint-Maurice sowie der Yachthafen am Ufer der Mosel.
Weiter geht es von Épinal in Richtung der Großstadt Nancy. Bald merkt man, dass Lothringen eine alte Industrieregion ist, was sich unter anderem anhand der alten Fabrikhalle in Vincey widerspiegelt. Es handelt sich um eine Weberei, deren Waren unter anderem über das nah gelegene Charmes verkauft wurden. Dahinter bestimmt die Natur das Bild und die Radtour an der Mosel für durch das Schutzgebiet La Moselle Sauvage. Ein erster Höhepunkt der Strecke ist Nancy mit seinen knapp 105.000 Einwohnern. Die Stadt war Hauptstadt des Herzogtums Lothringen und existiert bereits seit römischer Zeit. Sowohl das Mittelalter als auch die darauffolgenden Epochen haben sehenswerte architektonische Spuren hinterlassen. Nancy ist ein echte Schönheit, was durch Parkanlagen wie die Pépinière, Kirchen und Paläste noch unterstrichen wird. Hier sollte man unbedingt Station einlegen und mit dem Zug erreicht man in nur eineinhalb Stunden Paris. Des Weiteren gelangt man von Nancy ohne Umsteigen nach Basel, Luxemburg und Straßbourg.
Zwischen Nancy und Metz, der nächsten Großstadt befindet sich ein sehenswerter römische Aquädukt in dem kleinen Ort Jouy-aux-Arches, der von dem alten Bauwerk regelrecht durchschnitten wird. Metz liegt nur wenige Kilometer entfernt und ist eine 118.000 Einwohner- Stadt, die jede Menge alter preußischer Architektur besitzt. In der Stadt finden sich sowohl französische als auch deutsche Elemente und dank der Kanalisierung der Mosel existiert ein bedeutender Binnenhafen. Auch ist in Metz ein Ableger des berühmten Pariser Kunstmuseums Centre Pompidou zu finden.
Hinter Metz führen Mosel Radtouren direkt am Fluss entlang. Viele kleine Orte wie Thury, Mondelange und Thionville verwöhnen mit guter französischer Küche. In Schengen bzw. Perl endet Frankreich und die Mosel ist fortan Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg. Noch befindet man sich allerdings auf dem Gebiet der Obermosel. Auf deutscher Seite ist der Mosel Radweg fortan durch ein weißes „M“ auf grünem Grund gekennzeichnet. Perl liegt im Saarland und bietet eine rekonstruierte römische Villa (Villa Borg) sowie weitere römische Bauten. Allerorten trifft man auf Wanderer, denn hier beginnen sowohl der Saar-Hunsrück-Steig als auch der Moselsteig und auch der Jakobsweg verläuft durch Perl. Unweit von Perl mündet die Saar in die Mosel. Die beiden Orte Oberbillig und Wasserbillig liegen auf deutsche und luxemburgischen Seite einander gegenüber, wobei in Wasserbillig das einzige Aquarium Luxemburgs zu sehen ist. Oberbillig gehört schon zu Konz mit der Saarmündung und den beiden Skulpturenwege Steine am Fluss und Skulpturen am Fluss. Mittlerweile befindet man sich voll und ganz im Weinanbaugebiet und an den Steilhängen gedeiht vor allem die Rebsorte Riesling. Konz grenzt direkt an Trier, wo die Mittelmosel beginnt.
Trier gilt gemeinhin als eine der schönsten Städte an der Mosel. 110.000 Einwohner verleihen dem Ort den Status einer Großstadt. Gegründet wurde Trier vor mehr als 2.000 Jahren und gilt somit als älteste Stadt Deutschlands. Aufgrund der zahlreichen römischen Baudenkmäler wie der Porta Nigra, dem Amphitheater oder den verschiedenen Thermen zählt die Stadt teilweise zum UNESCO-Welterbe. Ebenfalls erwähnenswert sind der romanische Dom und die Liebfrauenkirche aus der Epoche der Frühgotik. Hinzu kommen jede Menge prächtiger Bauten aus 17. und 18. Jahrhundert und ein – auch dank der Universität – überaus junges und lebendiges Stadtbild.
Ab Trier beginnt die Mosel ihren unverwechselbaren Lauf und schlängelt sich in endlosen Schleifen durch die Landschaft zwischen Eifel und Hunsrück. In Longuich lässt sich die römische Villa Urbana bestaunen und sowohl hier wie in den Nachbarorten Schweich lebt man vom Weinbau. Orte, die sich als Rastplatz eignen sind sowohl Leiwen mit dem Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert als auch das alte Trittenheim.
Von dort geht es immer weiter den Flussverlauf entlang, vorbei an Neumagen-Dhron, dem ältesten Weinort Deutschlands, an dem bereits die alten Römer Rebstöcke anbauten und die Ernte mit Weinschiffen über den Fluss brachten. Wer im Herbst unterwegs ist, sollte sich die Demonstration der alten römischen Kelteranlage in Piesport nicht entgehen lassen, die naturgemäß nur während der Lese aktiv ist. Schließlich führt die Radtour entlang der Mosel nach Bernkastel-Kues mit seinen vielen Fachwerkhäusern.
Immer wieder passiert man bekannte Weinlagen wie die „Zeller Schwarze Katz“, den „Kröver Nacktarsch“ oder den „Bernkasteler Doctor“ aber auch die "Trittenheimer Apotheke" und das "Trittenheimer Altärchen" und kann sich vor Ort von der herausragenden Qualität der Moselweine überzeugen. Möglich wird dies entweder in einem der vielen Lokale oder in einer so genannten Straußwirtschaft, die von den Winzern selbst betrieben wird.
Traben-Trarbach ist als Kurort fast schon mondän zu nennen und von zahlreichen Villen aus der Jahrhundertwende geprägt. In Pünderich endet das Gebiet der Mittelmosel und der Fluss geht sowie die Radtouren an der Mosel gehen auf ihre Zielgerade. Bis Koblenz ist es nun nicht mehr weit.
Die Terrassenmosel oder Untermosel brennt noch einmal ein regelrechtes Feuerwerk ab, bevor der Radweg endet. In Bremm bewundert man den steilsten Weinberg Europas, den Bremmer Calmont, der 380 Meter hoch ist und sich um 68° neigt. Angebaut wird – wie sollte es anders sein – Riesling. Beilstein wird mitunter als „Rothenburg an der Mosel“ bezeichnet, da sich hier ein geschlossenes mittelalterliches Stadtbild erhalten hat. Es folgt mit Cochem die kleinste Kreisstadt Deutschlands mit gerade einmal 5.000 Einwohnern. Dennoch lohnt sich hier ein ganzer Tag, was an der Reichsburg, der Burgruine Winneburg sowie der Pestkapelle liegt. Naturfreunde begeistern sich für die Lescherlinde, die seit 550 Jahren über Cochem thront.
Es folgt der letzte Abschnitt, der mit seinen rund 30 Kilometern vielleicht der Schönste unter den Mosel Radtouren ist. Ob Treis-Karden, Lehmen, Kobern-Gondorf oder Winningen – in allen Dörfern und Städtchen sind romantisch verwinkelte Gässchen und schöne alte Häuser zu bewundern. Das Highlight ist Burg Eltz aus dem zwölften Jahrhundert, die von Moselkern aus ein paar Kilometer in Richtung Eifel liegt und zu den bekanntesten und am besten erhaltenen Burgen Deutschland zählt.
Die letzte Station von vielen Radreisen ist die die 114.000 Einwohner- Stadt Koblenz, wo die Mosel am Deutschen Eck in den Rhein mündet. Der Name Koblenz stammt aus dem Lateinischen und geht auf Confluentes und damit das Zusammenfließen (von Rhein und Mosel) zurück. Die Stadt ist vor allem im Bereich der Mosel sehenswert und wartet unter anderem mit einer Basilika aus dem neunten Jahrhundert sowie eine Moselbrücke aus dem 14. Jahrhundert und natürlich der Festung Ehrenbreitstein auf der rechten Rheinseite auf. Von Koblenz aus lässt sich ohne Weiteres der Mittelrhein erkunden und sowohl in Richtung Mainz als auch bis Bonn warten viele sehenswerte Orte auf dem Rhein Radweg.