Der Ruhr Radweg oder auch Ruhrtalradweg räumt entschlossen mit Vorurteilen auf. Wer die Region im Westen Deutschlands lediglich als den „Kohlenpott“ kennt, wird sich ein ums andere Mal wundern. Kaum ein anderer Flussverlauf ist so vielseitig und kaum ein anderer Fluss hat eine so funktionierende Renaturisierung erhalten wie der rund 220 Kilometer lange Nebenfluss des Rheins. Wer will, unterteilt die Radreise in zwei Abschnitte, die allerdings selbstverständlich in einer Tour verbunden sind. Zu Beginn führt der Ruhr Radweg durch die Natur des Sauerlandes und somit ein Mittelgebirge, der zweite Teil ist dann regelrechtes „Metropolenhopping“ und mit viel Industriekultur garniert.
Im Sauerland startet der Ruhr Radweg im bekannten Wintersportort Winterberg. Hier befindet sich das Rothaargebirge und nur wenige Kilometer entfernt entspringt die Ruhr auf
dem Ruhrkopf. Der Berg ist 696 Meter hoch und stellt zudem die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser dar. Wer noch höher hinaus möchte, wählt den Kahlen Asten mit seinen
841 Meter, der als zweithöchster Berg Nordrhein-Westfalens gilt. Von Winterberg geht es in Richtung Westen und in Richtung Meschede. Unterwegs lohnt sich eine Rast im Rosendorf Assinghausen oder auch im Heilbad Olsberg und Meschede punktet mit dem „Sauerländer Dom“ und einem großen Stausee. Auf dem Weg Neheim ist vor allem Arnsberg ein Highlight. Die Stadt zählt zu den größten im Sauerland und bietet sowohl eine Schlossruine als auch viel alte Bausubstanz mitsamt Fachwerk. Allmählich wird die Landschaft
flacher und der Hochsauerlandkreis liegt hinter den Radlerinnen und Radlern. Der Ruhr Radweg führt nun ins Ruhrgebiet in Richtung Schwerte – einer alten Hansestadt.
Darüber, wo der „industrielle Teil“ auf dem Ruhr Radweg beginnt, ließe sich trefflich streiten. Fest steht jedoch, dass schon Schwerte eine Industriestadt ist und dies erst recht für die
folgenden Orte gilt. Mit Blick auf die Ruine Hohensyburg werden die Ufer des Hengsteysees passiert und auch hier präsentiert sich der Fluss von seiner idyllischen Seite. Dieses Bild
ändert sich auch nicht, wenn es in Richtung Herdecke und Hattingen geht. Beide Orte sind zwar stark von der Industriekultur geprägt, bieten jedoch weit mehr als das. Die Ruhr wird
hier gestaut und versteht sich eher als See, in dem sich auch baden lässt. Spannend ist der Ort Wengern mit der „Zeche Nachtigall“. Das Industriemuseum befindet sich an einem der
ersten Bergbauorte der Region und informiert eindrucksvoll über die rasante Entwicklung im Rahmen der Industrialisierung.
Wem der Ruhr Radweg bislang eher ländlich oder kleinstädtisch vorkam, der gelangt in Essen- Kettwig in eine echte Metropole. Zugegeben: dieser Stadtteil wirkt auch noch sehr
idyllisch und der Weg dorthin verspricht einen Besuch in der Henrichshütte mitsamt altem Hochofen sowie im Eisenbahnmuseum in Bochum- Dahlhausen. Von Kettwig aus lohnt sich
auch die Villa Hügel des Industriellen Alfred Krupp.
Das Finale auf dem Ruhr Radweg bildet die Strecke von Essen-Kettwig nach Duisburg und zur Ruhrmündung mit dem weithin leuchtenden Kunstwerk „Rheinorange“. In Mülheim an der Ruhr befinden sich Schloss Broich und der Aquarius Wasserturm mit multimedialen Kunstwerken und in Duisburg ist natürlich der weltgrößte Binnenhafen sehenswert. Wer
möchte, blickt von hier bereits auf den Rhein, in den die Ruhr mündet.