Radreisen auf Sizilien finden noch ein gutes Stück südwestlich der so genannten „Stiefelspitze“ Italiens statt.
Geologen wissen, dass sich hier in früheren Jahrtausenden eine Landbrücke als Verbindung zwischen Europa und Afrika befand und in der Tat ist Afrika nicht weit entfernt. Charakteristisch für Sizilien ist die ausgedehnte Berglandschaft. Verschiedene Vulkane wie der Ätna mit seinen 3.345 Meter Höhe oder auch der Stromboli sind auch noch tätig und dank des vulkanischen Bodens gedeihen auch eine Fülle an – teils seltenen – Pflanzen auf der Insel. Radreisen auf Sizilien erfreuen aber gleichermaßen mit Kultur und einer Geschichte, die bereits in vorrömischer Zeit zur Blüte gelangte. Die Phönizier und Griechen hinterließen ihre Spuren, später waren es die Römer, die Araber sowie die Normannen und die Staufer aber auch die spanische Krone.
Das eine vorweg: Sizilien ist ganz sicher nicht die klassische Radfahrregion. Oftmals ist die Landschaft sehr gebirgig, sodass an gemütliches Radeln nicht zu denken ist. Wer sich allerdings für die Strecke zwischen Caltagirone und Syrakus entscheidet, erkundet sowohl die Küstenregionen des Ionischen Meeres und Mittelmeers als auch viele spannende Städte und Kulturstätten.
Ausgangspunkt ist Caltagirone und damit eine Stadt, die vor allem vom Keramikhandwerk geprägt ist. Mehr als 37.000 Menschen leben hier und die Töpferkunst wird bereits seit dem 15. Jahrhundert hochgehalten. Sehenswert ist sowohl das Keramikmuseum als auch die Gebäude, die zu den unter UNESCO-Schutz stehenden Spätbarocken Städten des Val di Noto gehören. Von Caltagirone empfiehlt sich zunächst einmal ein Abstecher in den Norden, wo Piazza Armerina mit einer alten römischen Villa wartet. Radreisen in Sizilien entführen immer wieder in die Antike, die sich hier architektonisch mitsamt großflächigen Mosaikfußböden zeigt. Zurück in Caltagirone geht es mit dem Fahrrad weiter nach Comiso, einer landwirtschaftlich geprägten Stadt mit einem antiken Thermalbad und von dort mit dem Bus oder PKW nach Modica.
Modica ist eine richtiggehend „süße“ Stadt, was auch daran liegt, dass hier besondere Schokoladen hergestellt werden. Kennzeichnend ist dabei, dass die Schokolade nicht conchiert, sondern kalt gerührt wird – ein wahrer Hochgenuss. Sehenswert und gleichermaßen unübersehbar ist die Kirche San Giorgio. Hinter Modica geht es nach Süden und damit ans Meer. Pozzallo entwickelte sich rund um einen Turm aus dem 15. Jahrhundert und ist eine beliebte Küstenstadt mit breiten Strandabschnitten.
Für Radlerinnen und Radler auf Radreisen in Sizilien folgt nun ein perfekt zu fahrender Abschnitt, der komplett flach ist. Das Ziel ist der südlichste Punkt Kontinentaleuropas und zwar Portopalo di Capo Passero, wo Mittelmeer und Ionisches Meer aufeinandertreffen. Die nächste Station ist Marzamemi mit seinen vielen Fischerei-Einrichtungen und einem schönen Naturreservat.
Von hier geht es wieder in Richtung Norden, wo mit Noto und Syrakus die beiden vermeintlichen Highlights von Radreisen auf Sizilien warten. Da ist einerseits Noto mit seinen vielen barocken Bauten und der weithin sichtbaren Kathedrale. Noto existierte bereits in vorrömischer Zeit, wurde jedoch nach umfassenden Zerstörungen nach dem Erdbeben von 1693 komplett einheitlich und nach rechtwinkligem Raster neu errichtet.
Die letzte Station der Radreise ist Syrakus oder Siracusa, wie die 120.000 Einwohner- Stadt auf Italienisch heißt. Auch hier handelt es sich um UNESCO-Weltkulturerbe und einen Ort mit einer regelrecht spektakulären Altstadt mit zahlreichen Palazzi, Tempeln und Kirchen. Wissenswert an Syrakus ist auch, dass hier der berühmte antike Mathematiker Archimedes wirkte. Ein würdiger Endpunkt für eine unvergessliche Radreise.