Der Euregio Egrensis Radweg ist ein eindrucksvolles Beispiel für die europäische Idee: grenzenlos, vielfältig und reich an Natur, Kultur und Geschichte. Die rund 580 Kilometer lange Fahrrad Rundtour verbindet Regionen in Thüringen, Bayern, Sachsen und Tschechien. Mit Start und Ziel in Zeulenroda führt die Radtour durch malerische Mittelgebirgslandschaften, historische Kurorte und stille Naturreservate – ein Geheimtipp für Radfahrer, die das Besondere suchen.
Die Radtour auf dem Euregio Egrensis Radweg beginnt in Zeulenroda, einer kleinen Stadt im thüringischen Vogtland, bekannt für die Talsperre Zeulenroda, deren glasklares Wasser zu Beginn der Radreise ein erster landschaftlicher Höhepunkt ist. Schon nach wenigen Kilometern verlässt man das Stadtgebiet und taucht in eine grüne Hügellandschaft ein, durchzogen von Wäldern und Feldern.
In Richtung Bad Lobenstein zeigt sich das Vogtland von seiner besten Seite: ruhige Landstraßen, moderate Steigungen und beeindruckende Fernblicke. Über Lichtenbrunn und Blankenstein erreicht man schließlich Bad Steben, einen traditionsreichen Kurort im Frankenwald. Die Therme Bad Steben mit ihrer Radonquelle lädt nach einem sportlichen Tag zum Entspannen ein.
Vom Kurpark aus geht's auf dem Euregio Egrensis Radweg am nächsten Morgen weiter gen Süden. Die Fahrradtour führt zunächst durch das Höllental – ein wildromantisches Flusstal, das dem Namen alle Ehre macht, aber vor allem durch seine schroffe Schönheit besticht. Die Strecke ist technisch einfach, aber landschaftlich spektakulär. Über Issigau und Naila erreicht man das Oberfränkische Hochland. Der Weg schlängelt sich durch Felder, kleine Wälder und Dörfer mit Fachwerkhäusern. Der Zielort Kupferberg liegt am Fuße des Frankenwaldes und war einst Zentrum des Bergbaus. Heute ist es ein ruhiger Ort in Franken mit historischer Altstadt und einem kleinen Bergbaumuseum, das einen Besuch wert ist.
Diese Etappe auf dem Euregio Egrensis Radweg führt direkt ins Herz des Fichtelgebirges. Hinter Kupferberg steigt der Weg an – es wird merklich hügeliger. Über Wirsberg und Gefrees nähert man sich dem Naturpark Fichtelgebirge. Die Landschaft wechselt nun in dichte Wälder, moorige Flächen und kühle Quellen. Besonders lohnend ist ein Abstecher zur Egerquelle nahe Bischofsgrün, der Namensgeberin der Euregio Egrensis. Tröstau liegt eingebettet zwischen Wald und Höhenzügen. Der Ort ist bekannt für seine Nähe zum Luisenburg-Felsenlabyrinth und bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Einkehr in typisch fränkische Wirtshäuser mit deftiger Küche und hausgebrautem Bier.
Von Tröstau geht der Radweg Euregio Egrensis weiter über Wunsiedel, bekannt für das Felsenlabyrinth und die Festspiele, durch das Naturreservat Waldnaabtal. Die Fahrrad-Route ist nun spürbar weniger frequentiert – die Nähe zur tschechischen Grenze macht sich bemerkbar. Weite Wälder, wenig befahrene Straßen und stille Dörfer begleiten den Weg. Bad Neualbenreuth empfängt den Radler mit einem traditionsreichen Kurangebot, darunter die bekannte Sibyllenbad-Therme. Die Aussicht auf den Tillenberg (Dyleň), einen markanten Grenzberg, kündigt bereits die baldige Überschreitung der deutsch-tschechischen Grenze an.
Nach dem Grenzübertritt in die Tschechische Republik verändert sich die Szenerie. Die Dörfer wirken slawischer, die Architektur erinnert an die Habsburger Zeit. Der Radweg führt durch kleine Ortschaften wie Mýtina und Drmoul, vorbei an Feldern und durch lichte Wälder. Marienbad, einst Treffpunkt europäischer Hochadeliger und Künstler, ist ein architektonisches Juwel. Jugendstilfassaden, Parkanlagen und die berühmte Kolonnade prägen das Stadtbild. Hier lohnt sich ein Ruhetag – nicht nur zum Entspannen in den Thermalbädern, sondern auch für kulturelle Entdeckungen, etwa das Goethe-Museum oder das alte Kurorchester.
Diese Etappe ist geprägt von Kurarchitektur, sanften Hügeln und waldreicher Landschaft. Der Euregio Egrensis Radweg führt durch Teplá, mit einem beeindruckenden Kloster, und weiter durch das Duppauer Gebirge – ein eher unbekannter, wilder Landstrich. In Karlsbad trifft man erneut auf imposante Architektur und Thermalquellen. Die Stadt liegt malerisch im Tal der Teplá und zieht noch immer internationale Gäste an. Berühmt ist sie für den Becherovka, das traditionelle Heilwasser und das Filmfestival. Auch hier bietet sich ein zusätzlicher Tag an, um das mondäne Flair zu genießen.
Die Fahrrad-Etappe nach Pernink ist kurz, aber anspruchsvoll. Wenn Sie mit E-Bike unterwegs sind ist es deutlich leichter. Man verlässt das Flusstal und steigt hinauf in das Erzgebirge. Die Steigungen sind teils kräftig, aber belohnt wird man mit atemberaubenden Ausblicken. Die Landschaft wird rauer, die Vegetation dichter, die Temperaturen kühler. Pernink ist ein typisches Gebirgsdorf mit Holzarchitektur und alten Bergwerksstollen. Ein stiller Ort, um zur Ruhe zu kommen. Besonders im Winter ist das Dorf ein beliebter Wintersportort, im Sommer hingegen ein Paradies für Rad- und Wanderfreunde.
Von Pernink aus führt der Euregio Egrensis Radweg über den Erzgebirgskamm zurück nach Deutschland. Die Überquerung des Grenzkamms bei Johanngeorgenstadt ist ein Erlebnis – von hier aus geht es bergab ins Sächsische Vogtland. In Morgenröthe-Rautenkranz, dem Geburtsort des ersten deutschen Kosmonauten Sigmund Jähn, befindet sich das Deutsche Raumfahrtmuseum – ein ungewöhnlicher, aber faszinierender Ort. Die Landschaft ist geprägt von dunklen Wäldern und klaren Bächen – ein idealer Abschnitt für Naturliebhaber.
Diese Etappe verläuft fast vollständig durch das sächsische Vogtland. Die Fahrrad-Route auf dem Euregio Egrensis Radweg ist technisch wenig anspruchsvoll und erlaubt ein flottes Vorankommen. Höhepunkt ist der Stausee Muldenberg – ein idyllischer Platz für eine Rast am Wasser. Schöneck, das „Balkon des Vogtlands“, liegt hoch auf einem Höhenzug und bietet bei guter Sicht einen Blick bis ins Fichtelgebirge und Erzgebirge. Der Ort ist ein Zentrum des Wintersports, aber auch im Sommer lebendig – mit zahlreichen Musikveranstaltungen und Volksfesten.
Nun beginnt der letzte Abschnitt der Rad Rundfahrt. Die Strecke verläuft abwechslungsreich durch Täler und über Höhen, immer wieder mit Blick auf markante Brückenbauwerke wie die Göltzschtalbrücke, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Reichenbach selbst ist eine Stadt mit Industriegeschichte, aber auch mit charmantem Stadtkern. Sehenswert sind der Wasserturm und das Neuberin-Museum. Wer mag, kann hier nochmals übernachten, bevor es am nächsten Tag zum Ausgangspunkt zurückgeht.
Die letzte Etappe auf dem Euregio Egrensis Radweg ist bewusst kürzer gehalten. Die Rückkehr nach Zeulenroda erfolgt über Netzschkau und Langenwolschendorf. Die Landschaft wird wieder offener, Felder und Wiesen dominieren, bevor man über die Talsperre zurück ins Zentrum von Zeulenroda gelangt. Ein perfekter Abschluss ist ein Besuch im Bio-Seehotel Zeulenroda oder ein erfrischendes Bad in der Talsperre – ein würdiges Ende einer beeindruckenden Reise.
Der Euregio Egrensis Radweg ist mehr als eine Radroute, er ist eine Entdeckungsreise durch Regionen in Mitteleuropa, die abseits der großen Touristenströme liegen, aber umso reicher an Natur, Kultur und Gastfreundschaft sind. Die Strecke ist abwechslungsreich, teils anspruchsvoll, aber immer lohnend. Ob Therme oder Waldweg, Jugendstil oder Stausee – jede Etappe hat ihren eigenen Charakter.
Für erfahrene Radfahrer ist die Rundtour eine sportliche Herausforderung, für Genussradler mit E-Bike ein entspanntes Abenteuer. Besonders reizvoll ist die grenzüberschreitende Komponente – hier wird Europa erfahrbar. Wer diese Runde fährt, wird nicht nur viele Kilometer zurücklegen, sondern auch viele Eindrücke mit nach Hause nehmen.