Wer in Albanien unterwegs ist, streift unweigerlich auf Radreisen Mazedonien. Das Land befindet sich nordöstlich von Albanien und nördlich der historischen Region Mazedonien.
Hieraus resultierte auch ein Namensstreit mit Griechenland, wo sich ebenfalls eine Region Mazedonien befindet, die allerdings kein eigener Staat wie das heutige Nordmazedonien ist. Historisch ist die Rede von einem ehemaligen Königreich, das in der Antike überaus mächtig war. In späteren Jahrhunderten wurde Mazedonien zur römischen Provinz, war zum Teil auch slawisch besiedelt und auch die Byzantiner hinterließen ihre Spuren. In den Jahren zwischen 1371 und 1912 war die komplette Region schließlich unter osmanischer Herrschaft und wurde erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aufgeteilt.
Wenn bei Radreisen Mazedonien zumindest gestreift wird, lässt sich Pogradec als perfekter Ausgangspunkt ausmachen. Der Ort ist innerhalb Albaniens eines der touristischen Zentren, misst allerdings gerade einmal knappe 21.000 Einwohner. Hier befindet man sich bereits am Ohridsee und die Grenze zu Nordmazedonien ist gerade einmal sechs Kilometer entfernt. Auch nicht weit ist der Kafasan oder auch Kornelkirschen-Pass und damit der wichtigste Grenzübergang zwischen den beiden Balkanländern.
Pogradec befindet sich auf einer Höhe von 735 Meter über dem Meeresspiegel und ist somit schon ein wenig gebirgig. Bereits die Illyrier siedelten hier und hinterließen ebenso ihre Spuren wie slawische Völker. Die Namensgebung von Pogradec stammt aus dem Slawischen und meint „unter der kleinen Stadt“ womit die alte illyrische Besiedlung gemeint ist. Die Region gilt als besonders fruchtbar und es werden sowohl Obst als auch Gemüse angebaut. Landschaftlich charakteristisch sind auch die Kastanienwälder. Entlang des Ufers des Ohridsees befinden sich jede Menge Badestrände und als Landmarke kann der Stein von Kamja gelten.
Der Ohridsee und diese Region von Albanien und Nordmazedonien befindet sich an der alten römischen Via Egnatia. Diese Handelsstraße fungierte in der Antike als Verbindung der Adriaküste nach Konstantinopel und wurde später auch von den Byzantinern sowie den Kreuzrittern genutzt. Einer der wichtigsten Orte war Lychnidos, das heute die nordmazedonische Stadt Ohrid und Namensgeberin für den See ist. In Lychnidos alias Ohrid befindet sich bis heute ein antikes Theater und auch die frühchristliche Basilika lohnt einen Besuch. Der Name bedeutet übrigens soviel wie „Stadt des Lichts“.
Der Ohridsee ist Teil des UNESCO- Welterbes und das rund 50.000 Einwohner große Ohrid gilt hier als Hauptort. Der Stadtkern ist bis heute weitgehend erhalten geblieben und darüber thront eine Zitadelle mit 18 Türmen und vier Toren. Wer im Stadtviertel Mesokastro unterwegs ist, kann regelrecht Flanieren und über die vielen Kirchen, Klöster und Moscheen staunen. In kaum einer anderen Stadt liegen die prägenden Einflüsse im Südosten Europas so eng und so friedlich nebeneinander.
Der Ohridsee selbst, speist sich durch jede Menge Quellen aus den umliegenden Bergen und wird durch die Schwarze Drin in Richtung Adria entwässert. Die Rede ist von einem der ältesten Seen der Welt und dem ältesten See Europas. Damit einher gehen verschiedene endemische Arten wie der Barbengründling, die Ohridforelle und jede Menge Schneckenarten, die sonst kaum zu sehen sind. Rund um den Ohridsee wird im Jablanica-Gebirge sogar Wein angebaut und lässt sich mit ein bisschen Glück auch im Rahmen von Radreisen in Mazedonien probieren.