Naturfreunde kommen auf dem Unstrut Radweg ebenso auf ihre Kosten wie historisch Interessierte. Der Unstrut Radweg zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen bietet an zahlreichen Stellen Gelegenheit, in die Architekturgeschichte der Region einzutauchen. Fachwerkhäuser wechseln sich mit Burgen und Schlössern ab, hinzu kommen die Weinberge, die die Landschaft des unteren Abschnitts prägen. Die Gesamtlänge vom Unstrut Radweg beträgt 191 Kilometer, die meist problemlos zu bewältigen sind.
Kefferhausen liegt noch im Eichsfeld, unweit des Heilbades Heiligenstadt. Wer vor Beginn seiner Radreise noch den Hauptort der Region kennen lernen möchte, wird es sicher nicht bereuen. Nach Kefferhausen und damit zur Quelle der Unstrut sind es elf Kilometer. Der Ort selbst bietet neben der Quelle einen sehenswerten Kirchplatz mit 19 Linden, die mehr als 250 Jahre alt sind.
Bedenkt man, dass der Unstrut Radweg vor allem durch ländliche Regionen in Mitteldeutschland fließt, so lässt sich das thüringische Mühlhausen fast schon als „Metropole“ bezeichnen. Zugegeben: auch hier leben nur 35.000 Menschen, doch war die Stadt in früheren Jahrhunderten überaus mächtig. Johann Sebastian Bach oder der Reformator Thomas Müntzer wirkten hier und die Marienkirche ist die zweitgrößte Kirche Thüringens. Das Gebäude wurde zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert erbaut und enthält mit 86,7 Metern den höchsten Kirchturm des Bundeslandes. Noch älter sind die Divi-Blasii-Kirche sowie St. Petri und wer es lieber säkular mag, der schaut sich das Popperöder Brunnenhaus von 1614 mitsamt seiner Quelle an. Kulinarisch Interessierte probieren wiederum das berühmte Mühlhäuser Pflaumenmus, das sich auch in Supermärkten kaufen lässt. In Mühlhausen besteht Anschlußmöglichkeit an den Unstrut Werra Radweg und der Roten Route Nationalpark Hainich.
Bollstedt ist zwar „nur“ ein Stadtteil von Weinbergen, doch lässt sich hier besonders gut das Frühlingsadonisröschen bewundern. Die gelb blühende Pflanze steht hierzulande unter Naturschutz und wurde über viele Jahrhunderte in der Volksmedizin genutzt.
Nach Mühlhausen ist Bad Langensalza die zweite bedeutende Stadt entlang der Unstrut. Die Altstadt ist die drittgrößte Thüringens und wurde nach der Wiedervereinigung liebevoll restauriert. In der Innenstadt bilden die Marktkirche, das Rathaus und das Schloss Dryburg die Anziehungspunkte. Rundherum finden sind die Überreste der alten Stadtmauer, von der immerhin noch neun Türme erhalten geblieben sind. Das „Bad“ im Namen wird durch die Friederiken-Quelle sowie die zahlreichen Gärten – darunter ein japanischer Garten mitsamt Teehaus unterstrichen.
Von Bad Langensalza lohnt sich ein kurzer Abstecher in den so genannten Hainich. Der einzige Nationalpark Thüringens ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes, was vor allem an den vielen Rotbuchen liegt. Nach und nach entsteht hier ein Urwald und schon jetzt lässt sich von der größten ungenutzten Laubwaldfläche Deutschlands sprechen. Besonderes Highlight ist der Baumkronenpfad mit 530 Meter Länge und den charakteristischen Türmen und Aussichtsplattformen.
Die nächste Etappe auf dem Unstrut Radweg ist Herbsleben. Hier gilt die große Dorfkirche St. Trinitatis als Radfahrerkirche und ist somit ein ideales Anlaufziel. Ebenfalls zu besichtigen, sind einige Funde aus der Bronzezeit.
Gebesee liegt nur 17 Kilometer von der Landeshauptstadt Erfurt entfernt. Ansehen sollten Sie sich das Schloss Gebesee aus der Epoche des Barock. Wer Stadtluft schnuppern möchte gelangt in rund einer Viertelstunde nach Erfurt – mit dem Zug. Der Unstrut Radweg verläuft ab hier auf der gleichen Strecke wie der mit dem Gera Radweg bis nach Ringleben.
In Werningshausen geht es vor allem besinnlich zu. Der Grund ist das dortige „Priorat Sankt Wigberti“, ein lutherisches Kloster mit ökomenischer Ausrichtung. Sehenswert ist zudem die Auenlandschaft, die südlich des Ortes beginnt.
Gegenüber dem beschaulichen Werningshausen stellt Sömmerda ein regelrechtes Kontrastprogramm dar. Der Ort war lange ein Standort der Industrie und Wirkungsstätte des Johann Nikolaus von Dreyse, dem ein eigenes Museum gewidmet ist. Als inoffizielles Wahrzeichen gilt der Wasserturm, der heute im Industriepark steht und auch die
Gartenbergsiedlung lohnt sich.
Auf den ersten Blick ist Griefstedt nicht weiter sehenswert. Doch Halt: hier findet sich ein Kriegerdenkmal der etwas anderen Art. Hier geht es nicht um die Ehre der Soldaten, sondern eher darum, zur Freundschaft zwischen den Völkern zu mahnen. Eine Seltenheit.
Der Tod von Gorsleben ist neben den vielen Fachwerkhäusern des Ortes wahrlich sehenswert. Zu sehen ist eine Skulptur eines Sensenmannes aus dem 17. Jahrhundert, die gleichzeitig als Sonnenuhr fungiert. Wer sich für die Sagenwelt der Umgebung interessiert, wird sicherlich auch einen Abstecher zum Artra-Brunnen unternehmen, der seit einigen Jahren wieder Wasser führt.
Hinter Gorsleben befindet sich die Thüringer Pforte. Die Unstrut durchbricht hier zwei Höhenzüge und zwar die Hainleite und die Schmücke. Sichtbar wird dies durch die Obere und untere Sachsenburg, die sich beide besichtigen lassen.
Apropos Burg: auch Heldrungen wird von einem trutzigen Bauwerk „bewacht“. Die Schloss und Festungsanlagen gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück und dominieren den Ort. Wer Zeit findet, sollte aber auch das gelungene Rathaus eines Blickes würdigen.
In Artern verlässt der Unstrut Radweg Thüringen und führt fortan durch Sachsen-Anhalt. Die St. Veit- Kirche stammt noch aus der Epoche der späten Romanik – ebenso wie die Marienkirche. Wer bis zum früheren Westbahnhof radelt wird mit einem Besuch des Natur und Kräutergartens belohnt. Direkt am Ufer der Unstrut erstreckt sich der Salinepark mit seltenen Mammutbäumen, Götterbäumen, Trompetenbäumen und chinesischem Rotholz. Hier befindet sich auch ein beliebtes Soleschwimmbad mit 50 Meter- Rutsche.
Bottendorf gehört zu Roßleben und ist vor allem Botanikern dank der Berggrasnelke („Armeria maritima bottendorfensis“) bekannt. Eine alte Windmühle bildet das architektonische Highlight und auf der Unstrut finden sich jede Menge Sportboote.
Burg Wendelstein liegt in der Gemeinde Kaiserpfalz im Burgenlandkreis. Wen wundert angesichts dieser Namensgebung, dass sich hier eine mittelalterliche Burgruine aus dem 14. Jahrhundert besichtigen lässt? Die Festungsanlage wurde auf einem schroffen Felsen von 30 Meter Höhe errichtet. Der Ausblick in Richtung Thüringen und das Tal der Unstrut ist unvergleichlich.
Die Stadt Nebra war lange Zeit weitgehend unbekannt. Geändert hat sich dies durch den Fund der berühmten Himmelsscheibe. Diese stammt aus der Bronzezeit und führte zum Bau eines multimedialen Museums mit Name Arche Nebra. Hinsichtlich des Alters streiten sich die Gelehrten. Die gängigsten Thesen gehen von einer Herstellung im 17. oder 18. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung aus.
Nach so alter Geschichte erscheint Burgscheidungen als Stadtteil von Laucha geradezu modern. Das dortige Schloss ist vor allem aufgrund der barocken Gartenanlage beliebt und gilt als reizvoller Aussichtspunkt.
Auch Glockenseck gehört zum Ort Laucha. Der Name geht auf eine Sage über einen Bauern namens Glocke zurück. Dieser soll mitsamt seines Fuhrwegs in die Unstrut gestürzt sein. In geologischer Hinsicht spricht man von einem Prallhang, an dem – vereinfacht ausgedrückt – ein Blick auf die verschiedenen Steinschichten der Umgebung geworfen werden kann. Geologen sprechen in diesem Kontext auch von einem Aufschluss und damit einer Stelle, in der der Gesteinsuntergrund sichtbar wird.
In Freyburg geht der Unstrut Radweg allmählich zum Endspurt über. Ein optimaler Anlass, um sich ein Gläschen Sekt zu gönnen. Aus dem Ort stammt der berühmte Rotkäppchensekt, dessen historische Kelleranlagen zu besichtigen sind. Freyburg ist vom Weinbau geprägt und wartet zudem mit einem eigenen Fahrradhotel im Alten Speicher auf.
Die Mündung der Unstrut in die Saale ließe sich durchaus auch als Zusammenfluss bezeichnen. Die Unstrut ist sowohl der längere Fluss als auch der Fluss mit dem größeren Einzugsgebiet, wenngleich sie weniger Wasser führt. Auf jeden Fall endet die Unstrut im Ort Großjena und dort im schönen Blütengrund. In einem Weinberg wurde ein Relief von 200 Meter Länge in den Fels gehauen, was deutschlandweit seinesgleichen sucht. Zudem lohnt sich ein Blick auf das Rittergut Großjena.
Großjena gehört bereits zu Naumburg, der letzten Station auf dem Unstrut Radweg. Der Ort ist Bistumssitz und vor allem durch den Dom aus dem frühen 13. Jahrhundert bekannt. Besonders beliebt ist die Figur der Uta, die zu den Stifterinnen des Doms gehörte. Auch zu sehen ist das Geburtshaus des Philosophen Friedrich Nietzsche sowie ein interessantes Apotheken-Museum.
Hotels und Pensionen am Unstrut Radweg