Der Berliner Mauer Radweg ist vieles gleichzeitig: Geschichte und Gegenwart, Stadt und Land, Urbanität und Natur. Wer die Strecke entlangradelt, beschränkt sich keineswegs nur auf die Hauptstadt Berlin, sondern erfährt auch eine Menge über die Brandenburgische und damit Preußische Historie. Kennzeichnend für den Mauerradweg ist zudem, dass sich eine Fülle an Überschneidungen ergeben und somit sowohl Potsdam als auch der Spreewald „mitgenommen“ werden, als auch Sternfahrten aus Berlin und sogar kombinierte Fluss-Kreuzfahrten und Radtouren möglich sind. Die Vielfalt der Stadt an der Spree ist enorm und auch die unverwechselbare „Berliner Schnauze“ sollte man genießen.
Es gibt eine Reihe von Annäherungen an den Berliner Mauer Radweg. Wer möchte, radelt einmal rund um die Stadt Berlin und wählt hierfür den alten West-Berliner Zollweg oder auch den Kolonnenweg, der seitens der DDR angelegt wurde. Es ist aber auch möglich, die Strecke ein wenig zu variieren und sich lediglich auf die touristischen „Hotspots“ zu fokussieren. Praktisch ist dabei, dass sowohl in der Stadt als auch an deren Rand eine Fülle an Tafeln aufgestellt sind und die Radlerinnen und Radler jederzeit erfahren, wo sie sich befinden und welche Besonderheiten der jeweilige Ort birgt. Auf Wunsch lassen sich sogar Hörstationen nutzen und natürlich passiert man immer wieder Gedenksteine, Kreuze sowie Original-Überreste der Mauer. Neben der Kultur bzw. Geschichte ist auch die Natur zu nennen, die auf den oftmals unbebauten und über Jahrzehnte brachliegenden Flächen gehörig an Terrain zurückerobert hat. Los geht‘s.
Wer möchte, beginnt den Berliner Mauer Radweg im Norden, genauer gesagt in Oranienburg. Es ließe sich trefflich darüber streiten, ob der Ort am Ende der S-Bahn-Linie 1 zu einer Route entlang der Berliner Mauer gehört, denn die Mauer lief hier nicht entlang. Fakt ist, dass sich ein Besuch lohnt und die 41.000 Einwohner- Stadt an der Havel eine Fülle an Sehenswertem zu bieten hat. Allem voran ist das Schloss zu nennen, dass das älteste Barockschloss der Mark Brandenburgs ist und vor allem unter der Ägide Friedrichs III. auf und ausgebaut wurde. Charakteristisch ist das Ensemble, bestehend aus dem prachtvollen Gebäude sowie dem umgebenden Garten. Erkennbar ist deutlich, dass der Nachfolger Friedrich I. bereits König in Preußen war und entsprechend repräsentative Räume benötigte. Auch sehenswert ist das Blumenthalsche Haus und natürlich darf auch der Besuch in der Gedenkstätte Sachsenhausen nicht fehlen.
Hinter Oranienburg erreicht man das Berliner Stadtgebiet. Das Tegeler Fließ wirkt als Naturschutzgebiet allerdings eher ländlich, wobei hier noch Reste der ehemaligen DDR-Grenzbefestigungen zu erkennen sind. Vor allem die Wiesen sind sehenswert und bilden den Lebensraum für eine Reihe seltener Pflanzen und auch Weißstorch und Eisvogel sowie Kraniche sowie Fischotter und selbst Wasserbüffel leben am Fließ. Entlang des Verlaufs der Mauer geht es in Richtung Süden. Zwischen den Bezirken Reinickendorf und Pankow führt der Mauerradweg in Richtung Wedding und damit in einern Stadtteil, der bereits zum Bezirk Mitte zählt. Hinter dem Wedding steht die Invalidenstraße mit ehemaligem Grenzübergang auf dem Programm und von hier ist es nicht mehr weit bis ins Herz der deutschen Hauptstadt, Berlin. Die Kronprinzenbrücke überquert die Spree und schon gelangen Reichstag und Brandenburger Tor ins Blickfeld. Mehr Metropolenfeeling geht kaum und auch die Übernachtung auf dieser Etappe findet in Berlin Mitte statt.
Aus der Mitte heraus, geht es am nächsten Tag in Richtung Süden, wobei es über weite Strecken urban bleibt. Der Potsdamer Platz und der Checkpoint Charlie sind beides Highlights und dahinter radelt man ein Stück durch Kreuzberg. In einem berühmten Schlager heißt es, dass „Kreuzberger Nächte“ lang sind, doch lohnt sich dieser kunterbunte Stadtteil auch bei Tag. Entlang der East Side Gallery und damit dem längsten erhaltenen Stück Berliner Mauer geht es in Richtung Friedrichshain und von dort nach Treptow. Lohnenswert ist dieser Stadtteil auch aufgrund des großen und sehr quirligen Treptower Parks und der sowjetischen Ehrenmals. Hinter Treptow geht es über den durch den gleichnamigen Film bekannten ehemaligen Grenzübergang Sonnenallee wieder in den Westteil der ehemaligen Mauerstadt. Der Berliner Mauer Radweg führt sodann nach Schönefeld, wo man einen Blick auf den endlich fertiggestellten Flughafen erhält. Schönefeld liegt bereits in Brandenburg, was auch für Teltow gilt. Die Kleinstadt mit ihrem hübschen alten Ortskern bildet eine ländliche Übernachtungsmöglichkeit in direkter Nähe zur Mauer. Der Teltowkanal bildete hier die Grenze zum Bezirk Zehlendorf.
Teltow selbst ist schnell besichtigt und so radelt man am nächsten Tag auf der Strecke der stillgelegten Stammbahn und damit der ersten Eisenbahnstrecke Preußens über den ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden an der berühmten Avus nach Babelsberg. Der Radweg hört auch auf den Namen Königsweg und wurde parallel zur heutigen Bundesstraße B1 angelegt. Keine Sorge: die Strecke führt durch Wälder und man begegnet so gut wie keinem Auto und auch die Passage von Babelsberg in die Potsdamer Innenstadt ist rundum angenehm. In Potsdam steht dann natürlich das Schloss Sanssouci auf dem Programm und es lässt sich durch die Straßen der brandenburgischen Hauptstadt flanieren.
Wer dem Berliner Mauer Radweg weiter folgt, passiert ab Potsdam die berühmte Glienicker Brücke und radelt dabei durch eine Parklandschaft mit vielen Seen und Schlössern, die von Lenné und Schinkel gestaltet wurde. Über den Wannsee geht es mit der Fähre nach Kladow wo der Berliner Mauer Radweg durch die Groß Glienicker Heide führt. Wohlgemerkt: auch hier verlief die Grenze und zwar zwischen Brandenburg und dem äußersten Westen von West-Berlin. Der Rest der Strecke entspricht zum Teil dem Radweg Berlin- Kopenhagen und führt zurück in Richtung Norden und somit nach Oranienburg.
Wer den Berliner Mauer Radweg nur streifen möchte und ein klein wenig andere Schwerpunkte setzt, der ist vielleicht mit einer Radsternfahrt mit Berlin Mitte als Zentrum gut beraten. Von hier geht es sowohl entlang der Berliner Mauer als auch nach Potsdam und auch Spandau steht auf dem Programm. Ebenfalls sehenswert ist der Wannsee und auch am Schlachtensee lässt sich perfekt entlangradeln. Wer mehr Lust auf Wasser hat, der gönnt sich eine Citykreuzfahrt, die von West nach Ost und somit von Spandau über Berlin Mitte bis nach Köpenick führt. Da auch der Rückweg zum Teil über den Berliner Mauer Radweg angetreten wird, bekommt man hier einen tollen Eindruck von der Stadt. Zuletzt bieten sich Rad- und Schiffsreisen natürlich auch in Kombination mit dem Spreewald an.
Der 160 km lange Berliner Mauer Radweg soll ist ein Beitrag zur Erinnerung an die Zeiten der Trennung und Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt sein und Berlin mit Brandenburg verbinden sowie als Begegnungsstätte zwischen Ost und West dienen.