Der Oder Neiße Radweg verbindet Länder und Menschen. Die Strecke folgt in weiten Teilen der deutschen Ostgrenze zu Polen und ermöglicht immer wieder Abstecher ins östliche Nachbarland. Auf den ersten 55 Kilometern vom Oder-Neiße Radweg fährt man zunächst durch Tschechien, wo die Lausitzer Neiße in 620 Metern Höhe entspringt. Kennzeichnend für den Oder-Neiße-Radweg ist aber auch die Verbindung verschiedener Landschaften, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Am Beginn der Strecke, im tschechischen Nová Ves nad Nisou befindet man sich im Isergebirge, in dem im Winter sogar vielerorts Ski gefahren wird. Einem Volkslied nach stammt auch der berühmte Waldgeist Rübezahl aus dieser Region.
Radreisen an Oder und Neiße
Im ersten Streckenabschnitt führt der Oder Neiße Radweg meist bergab, bis in Zittau erstmals sächsisches Territorium erreicht wird. Die 28.000 Einwohner - Stadt befindet sich im äußersten Südosten Deutschlands. Auf dem Marktplatz und dem Rathausplatz lässt sich eine Rast einlegen. Wer im berühmten Klingelcafé einkehrt, erhält nach einmaligem Klingeln eine Tasse Kaffee und beim zweiten Klingeln ein Kännchen. Neben dieser gastronomischen Besonderheit lockt auch das frisch renovierte Künstlerviertel Mandauer Glanz. Unbedingt besichtigen sollte man die Kirche Zum heiligen Kreuz, in der sich ein berühmtes Fastentuch präsentiert.
Auf dem Weg in Richtung Görlitz rücken bereits die ersten Spuren des Tagebaus in der Lausitz ins Blickfeld. Besonders der Berzdorfer See, der auf einer ehemaligen Abbaustätte für Braunkohle aufbaut, ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Am Badestrand lässt sich herrlich entspannen und auch ein erfrischendes Bad ist möglich.
Direkt hinter dem Lausitzer Badeparadies beginnt die Stadt Görlitz, die zu den schönsten Städten von Mitteldeutschland gezählt wird. Der Stadtkern besteht aus sage und schreibe 4.000 Baudenkmälern, die meist aus den Epochen der Spätgotik, der Renaissance und des Barocks stammen. Rundherum stehen zudem zahlreiche Gebäude aus der Gründerzeit. Görlitz genießt den Status einer Europastadt und ist eng mit dem polnischen Zgorzelec, einem ehemaligen Stadtteil, verbunden. Auf dem Marienplatz lässt sich auf den berühmten „Dicken Turm“ blicken und wer durch die Innenstadt flaniert, sollte unbedingt einen Blick in das alte Hertie - Kaufhaus mit seinem Lichthof werfen. Über die Altstadtbrücke geht es dann auf die polnische Seite, die ebenfalls einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat.
Hinter Görlitz führt der Oder Neiße Radweg vor allem durch ländliche Gebiete. Der Oder Neiße Radweg ist mancherorts nicht befestigt und führt teilweise direkt am Ufer der Neiße entlang. Vorbei an Feldern und Wäldern geht es bald ins beschauliche Städtchen Bad Muskau.
Bad Muskau hat dank des exzentrischen Fürsten Pückler bzw. Fürst Hermann von Pückler - Muskau Weltruhm erlangt. Pückler errichtete einen riesigen Landschaftspark mit mehreren Schlössern, einer Orangerie und idyllischen Blickachsen. Wer Gärten mag, wird die Bad Muskauer Anlage lieben, alldieweil hier sehr umfassend renoviert wurde. 545 Hektar wurden zwischen 1815 und 1845 neu gestaltet, womit Bad Muskau den größten Landschaftspark Deutschlands vorweist.
Einige Kilometer vor der von Menschenhand geschaffenen Parkanlage dehnt sich die Muskauer Heide aus. In dem Waldgebiet hört man teilweise die Wölfe heulen, die hier seit einigen Jahren wieder heimisch sind.
Hinter Bad Muskau verläuft der Oder Neiße Radweg bald auf brandenburgischen Terrain. Die Landschaft wurde vom jahrelangen Braunkohle-Tagebau geprägt und gleicht mancherorts einer regelrechten Kraterwüste. Spannend sind die vielen Industriedenkmäler, für die man jedoch teilweise ein paar Kilometer nach Westen radeln muss.
Forst in der Lausitz liegt hingegen direkt an der Neiße. Das Wahrzeichen der Stadt ist der alte Wasserturm. Zudem lassen sich alte Tuchfabriken bewundern. In einer der stillgelegten Fabriken befindet sich dann auch das Brandenburgische Textilmuseum und kündet von der spannenden Industriegeschichte der Stadt.
Wer in der richtigen Jahreszeit auf dem Oder Neiße Radweg unterwegs ist, sollte den Ostdeutschen Rosengarten besuchen. Die Zahlen sind beeindruckend und so wurden auf 17 Hektaren 40.000 Rosenstücke aus 800 Sorten untergebracht. Anblick und Duft sind betörend und geben der Radtour gemeinsam mit den zahlreichen Springbrunnen und Skulpturen eine romantische Note.
Hinter Forst ist man schnell in Guben bzw. Gubin angelangt, wo es höchste Zeit für einen erneuten Abstecher über die deutsch - polnische Grenze ist.
Guben und Gubin waren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein - und dieselbe Stadt. Die Altstadt befindet sich mittlerweile auf polnischer Seite und erfreut mit dem historischen Rathaus aus dem 14. Jahrhundert und einer sehenswerten Kirchenruine. Wer in Guben Rast macht, sollte unbedingt von der berühmten Gubener Plinse, einer besonderen Form des Eierkuchens, naschen. Die Kalorien verliert man dann ja wieder beim Treten in die Pedale.
Wenige Kilometer hinter Guben, genauer gesagt im Dörfchen Ratzdorf, befindet sich die Mündung der Neiße in die Oder. Der größere Fluss hat auf diesem Abschnitt bereits mehr als 500 Kilometer durch Polen hinter sich und präsentiert sich als majestätischer Strom.
Die nächste Station ist Eisenhüttenstadt. Der Name der 30.000 Einwohner - Stadt ist einerseits Programm, denn in der Tat handelte es sich lange um einen wichtigen Industriestandort. Auf der anderen Seite liegt der Ort mitten im Grünen und weist einen hohen Freizeitwert auf.
In Frankfurt an der Oder bildet die Oder den Grenzfluss zu Slubice. Beide Städte hängen eng zusammen, was auch der gemeinsam betriebenen Hochschule Viadrina liegt. Sehenswert in Frankfurt ist der Lenné - Park, in dem in den Sommermonaten das studentische Leben pulsiert.
Wer sich eher für pure Natur interessiert, kommt aber erst hinter der 60.000 Einwohner - Stadt auf seine Kosten. Der Oder Neiße Radweg führt nun durch das Oderbruch, ein so genanntes Binnendelta. Der Fluss teilt sich und fließt in zahlreichen Verästelungen. So entstand ein einzigartiges Feuchtgebiet, das vielen Tieren wie dem Biber eine Heimstatt bietet.
Inmitten des Oderbruchs ragt Küstrin als sehenswert heraus. In Kostrzyn nad Odra, dem mittlerweile polnischen Teil, finden sich die Überreste einer kompletten Altstadt, die nur noch in Ruinen vorhanden ist. Im Festungsbereich wurden die alten Straßenschilder wieder aufgestellt, was ein eigentümliche Atmosphäre schafft. Die Bezeichnung „Pompeji an der Oder“ trifft es noch am Besten, denn in der Tat zeigen sich Parallelen zur verschütteten Römerstadt.
In Niederfinow ist das Oderbruch bereits durchquert und der Oder Neiße Radweg nähert sich seinem Ende. Hier, im Barnimer Land, befindet man sich bereits auf nur noch sechs Metern über dem Meeresspiegel. Einen Höhenunterschied von 36 Metern überwindet hingegen das Schiffshebewerk Finow, das als das älteste Deutschlands gilt. Das imposante Bauwerk stammt aus dem Jahr 1934 und liegt an der Havel - Oder - Wasserstraße.
Auf dem Weg in Richtung Schwedt geht es durch Stolpe, wo ein alter Wehrturm einen malerischen Ausblick über die Oder bietet.
Schwedt gilt als Hauptort der Uckermark und misst runde 34.000 Einwohner. In der letzten größeren Stadt entlang des Radwegs dominiert nachwievor die Industrie. Wer möchte, besichtigt den Wasserturm oder den Berlischky-Pavillon, der auf einer ehemaligen Kirche basiert.
In Penkun radelt man schon durch Mecklenburg - Vorpommern. Schloss Penkun ist eine malerische Anlage aus der Epoche der Spätrenaissance. Ebenfalls einen Abstecher wert, ist die Bockwindmühle, die das größte Gebäude dieser Art in Norddeutschland darstellt.
Hinter Penkun führt der Oder Neiße Radweg durch ein Waldstück. Zum Löcknitzer See ist es nicht weit und wer möchte, kann hier ein erfrischendes Bad nehmen. Es ist aber auch möglich, bis Ueckermünde zu warten, wo nach wenigen Kilometern die Ostsee wartet.
Ueckermünde ist die letzte Station auf dem Oder Neiße Radweg. Möwen kreisen am Himmel und die Luft riecht bereits nach Meer. Hier, am Stettiner Haff, lässt sich am Strand liegen oder auf dem Marktplatz entspannen.
Wer noch Energie hat, kann direkt den Ostsee Radweg anschließen oder die nah gelegenen Inseln Usedom oder Rügen besichtigen.
Diese Radreise auf dem Oder Neiße Radweg verläuft meist flach, nur bei Bad Muskau ist ein Anstieg zu bewältigen. Die Strecke verläuft meist in Flussnähe auf Radwanderwegen, die befestigt oder asphaltiert sind. Nur auf kurzen Teilstücken verläuft der Radweg straßenbegleitend oder auf weniger gut befahrenen Wegen.
Hotels und Pensionen am Oder Neiße Radweg